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Kittelfrauen

„Rechts das Staubtuch, links das Taschentuch“, sagt meine Großmutter immer. „Das Staub- tuch, damit ich schnell Staub wischen kann, wenn ich welchen sehe, und das Taschentuch, wenn mal die Nase läuft.“ So sind stets die Taschen ihrer Kittelschürze gefüllt. Ob bei der Arbeit im Haus oder im Garten sie trägt immer ihren blauen, alten „Kittel“.

Früher wurde die Kittelschürze im Haushalt als Schutz für die normale Kleidung getragen. Das war wichtig, denn das Wäschewaschen war, vor der revolutionären Entwicklung der elektrischen Waschmaschine, eine Arbeit, die fast eine Woche in Anspruch nahm. Die Kittel- schürze war anfangs klassisch weiß und aus Baumwolle, später kamen bunte Muster und Varianten dazu. Heute verschwindet mit der älteren Generation Frauen auch die Kittelschür- ze aus der Küche, aus den Haushalten. Was für die Frau von früher wie eine zweite Haut war, wird heute nicht mehr getragen - stirbt aus.

Die Idee zur Serie „Kittelfrauen“ entstand bereits im Jahr 2011. Für mein Diplom fotogra- fierte ich meine Großmutter, suchte in ihren alten Fotoalben nach Bildmaterial und fand ein vergilbtes Foto von ihr mit einer bunten Kittelschürze. Diese Generation, die es nicht mehr allzu lange gibt, möchte ich für die Ewigkeit festhalten, denn wer weiß, wie lange sie noch da sind.

2013 bis heute